Tasterschnittstelle als Aktor verwenden – Selbsbaulösung

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Es kommt immer wieder die Frage nach günstigen Aktorausgängen auf, die für Schaltzwecke kleiner Lasten wie Garagentorantrieb, Automatisierung von Geräten durch Austausch eingebauter Schalter, etc. gebraucht werden. Die normalen Schaltaktoren mit üblicherweise 16A sind da gefühlt „zu groß dafür“ und im Kanalpreis ja auch nicht unbedingt geschenkt. Und dann braucht es Aktoren eher dezentral, da man nicht die notwendige(n) Leitung(en) bis zum Verteiler hat.

Öfters wird nach der Möglichkeit gefragt, eine (vergleichsweise günstige) Tasterschnittstelle für diese Zwecke zu nehmen, da man diese ja auch als „Ausgang“ parametrieren kann und das dann ja kein Problem ist…

Der Haken dabei ist aber, dass die Ausgänge der Tasterschnittstellen nur Low-Power-LEDs treiben können, für alles andere benötigt man Verstärkerschaltungen, die durch den „Bastelaufwand“ die Sache wieder in Frage stellen.

Ich selber habe schon mal was entsprechendes gebaut und hier im Forum vor inzwischen über einem Jahr darüber berichtet. Der Aufwand, auch für den Nachbau, ist aber unverhältnismäßig hoch, da man frei auf einer Lochrasterplatine verdahtet bzw. sich eine Platine ätzen müsste.

Vor kurzem hat babel hier im Forum auf einen Bausatz von Pollin.de aufmerksam gemacht, der dafür ebenfalls geeignet schien und der mit 1,95€ fast geschenkt ist. Er ist als „Sonderposten“ gekennzeichnet, keine Ahnung wie lange es den geben wird.

Makki hat mich inzwischen mit zwei Bausätzen seiner sofort ausgelösten Massenbestellung „gesponsert“ und so will ich hier meine Erfahrungen aus „Hartmut forscht“ (Zitat makki) gerne weitergeben:

Aufbau

Es handelt sich um einen Bausatz mit fertiger Platine, der in ca. 20 Minuten (je nach Löterfahrung) aufgebaut ist. Der Aufbau ist einfach. Man sollte halt schon wissen, an welcher Seite der Lötkolben warm wird und dass es dafür bessere Geräte als den Dachrinnenverzinner gibt.

Der Bausatz selbst ist für eine Betriebsspannung von 12V ausgelegt, ausgangsseitig (also als „Aktor“) ist ein Relais vorhanden, das Pollin mit max. 5A Strom- und 16V Spannungsbelastbarkeit angibt. Das Datenblatt des Relais nennt 15A und max. 160 Watt. Ich persönlich hätte keine Hemmungen, auch größere Spannungen bis 40V damit zu schalten, solange die Ströme klein sind (< 1A). Es ist ein Schließer, kein Umschalter.

Ich habe den fertigen Bausatz exemplarisch sowohl an einer Merten „Tasterschnittstelle 4fach plus“, Nr. 670804 als auch an einer ABB US/U 4.2 getestet. Die Erfahrungen lassen sich sicher auf für die 2er-Ausführungen (Merten 670802 bzw. ABB US/U 2.2) übertragen, auch bei anderen Tasterschnittstellen wird es vergleichbar sein.

Mit 12V Versorgungsspannung hat der Baustein an der ABB US/U sofort funktioniert. Entsprechenden Kanal als Ausgang programmiert, angeschlossen, geht.

An der Merten-Schnittstelle ging es nicht, es gab nur ein wildes Relais-Gebrumme. Die Merten-Schnittstelle scheint die Ausgänge zu pulsen, das kannte ich schon von meinem Eigenbau. Die Abhilfe ist einfach: An den Eingang des Bausteins einen Kondensator von ca. 10µF / 22V und den Widerstand R1 von 680 Ohm auf 100 Ohm verkleinern. Nach diesen Änderungen funktioniert der Baustein an beiden getesteten Tasterschnittstellen und ich würde ihn deshalb gleich so vorsehen. Den Kondensator lötet man einfach gleich „mit“ der Anschlussklemme J2 ein (Polung beachten, wenn es ein Elko ist), den R1 tauscht man schon vor dem Einlöten aus.

Stromverbrauch (an 12V): Eingeschaltet ca. 15mA, ausgeschaltet kaum messbar (<1mA).

Für den Betrieb des Bausteins an 24V Versorgungsspannung habe ich den Widerstand R2 (ursprünglich 33 Ohm) durch einen mit 330 Ohm ersetzt.

Stromverbrauch an 24V: Eingeschaltet ca. 10mA, ausgeschaltet ebenfalls kaum messbar.

Fazit:

Eingebaut in ein entsprechendes Gehäuse (am besten mehrere Bausätze zusammen mit der Tasterschnittstelle) bekommt man bei etwas Arbeit Binärausgänge für spezifische Anwendungszwecke. Nichts für 230V, nichts nach VDE xxx, aber ordentlich ausgeführt durchaus sinnvoll einsetzbar.

Die Merten Tasterschnittstellen „plus“ sind mir dabei trotz ihrer Besonderheiten gerne genutzte Teile, da es hier die Ausgänge immer zusätzlich zu den vorhandenen Eingängen gibt (eine 4fach hat dann 4 Eingänge und 4 Ausgänge), bei den anderen Herstellern muss man sich da je Kabel für entweder oder entscheiden.

Den Bildern kann man noch das eine oder andere Detail entnehmen.

Keine Garantie, keine Gewähr auf irgendwas. Wenn Ihr Euch mit den Dingern oder meinen Umbauvorschlägen Schaden zufügt, dann ist das Euer Verschulden, ich berichte hier nur von meinen Erfahrungen.

 

© HartmutB

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